Haus im Prozess
Haus G, Ludwigsburg
Das Haus G ist ein herausragendes Beispiel für die gelungene Sanierung eines Einfamilienhauses aus den 1970er Jahren. Ziel war es, den Bestand energetisch, gestalterisch und funktional in die Gegenwart zu überführen – mit einem klaren Fokus auf Nachhaltigkeit, technologische Innovation und einen respektvollen Umgang mit der vorhandenen Substanz.

Solide gebaut, formal stabil – aber innerlich aus der Zeit gefallen. Kein Anlass zum Abreißen, aber auch keiner zum Stillstand. Die Haltung: kein fertiges Konzept, sondern der Prozess selbst.
Der Ausbau konzentrierte sich zuletzt auf das Dachgeschoss – nicht als Abschluss, sondern als Etappe. Ein präziser Eingriff, Teil einer Entwicklung. Dieses Haus ist nicht als fertiges Objekt gedacht, sondern
als Raum in Bewegung.



Ein Haus zu bauen ist kein Ziel – sondern eine Möglichkeit, sich über die eigenen Ziele klar zu werden.
– SOMAA –





Zunächst wurden Räume geöffnet, Bezüge verschoben, Fenster ersetzt. Was funktionierte, durfte bleiben – selbst die alte Ölheizung. Die Frage war nicht: Wie soll es einmal werden? Sondern: Was braucht es jetzt?
So entstand ein Umbau in Schritten. Mit Entscheidungen, die nicht eindeutig waren. Der Garten – geordnet, ruhig. Und doch mit Pool. Der Wunsch danach wurde zum Prüfstein: Darf man das heute noch bauen? In Zeiten von Wasserknappheit, ökologischer Verantwortung, gesellschaftlichem Bewusstsein? Die Entscheidung fiel. Spät – hedonistisch, ehrlich, mit vollem Bewusstsein für ihren Kontext. Es wurde ein Naturpool. Kein Symbol des Überflusses, sondern ein Ausdruck bewusster Lust – mit Maß und Konsequenz.





Die Außenhülle folgte: karbonisiertes Holz, zurückhaltend, dunkel. Balkon und Terrasse erscheinen als Einschnitte in helle Weißtanne. Fensterlaibungen aus goldeloxiertem Aluminium, eine Eingangstür aus gebürstetem Messing – keine Notwendigkeiten, sondern Setzungen. Lust am Material. Nicht zur Schau, sondern mit Maß. Und mit dem Wissen, dass echte Materialien sich verändern dürfen. Altern. Spuren aufnehmen. Würde zeigen.


Im Dachgeschoss: Reduktion. Astfreie Weißtanne, flächenbündig gefügt, ohne Geste. Eine Sitznische mit Schubladen bildet das Zentrum. Licht fällt weich auf das Holz – absorbiert, reflektiert, gefiltert. Der Raum bleibt hell. Aber nie hart.




Ein Entwurf, der nicht die Form, sondern den Bedarf zur Grundlage nimmt. Eine Planung, die sich Zeit lässt – und dadurch präziser wird. Eine Strategie, bei der das Ergebnis offen bleibt. Architektur entsteht hier nicht aus einem Plan allein. Sondern aus Gesprächen. Aus Beobachtung. Aus dem Mut, Entscheidungen wachsen zu lassen.
Was daraus wird – ein Raum, ein Haus, vielleicht nur eine Etappe – ist Ergebnis eines Dialogs: mit dem Ort, der Zeit, den Menschen. Das „Haus im Prozess“ ist nicht die Antwort auf eine Bauaufgabe. Sondern auf eine Lebensfrage. Mit Maß. Mit Verantwortung. Mit architektonischer Autorität.


„Reduktion ist kein Verzicht, sondern die bewusste Konzentration auf das Wesentliche.“
– Hadi A. Tandawardaja –




Projektinformationen
Ort
Ludwigsburg, Deutschland
Projektstatus
abgeschlossen
Auftraggeber
privat
Team
Hadi Tandawardaja
Fotografie
Verfahrens-/Projektart
Direktbeauftragung
Leistungen
LP 1-9
Bearbeitungszeitraum
2021